So viele Rentenpunkte benötigt man für die Rente mit 63

Die Rente mit 63 klingt für viele wie der Inbegriff von Freiheit – endlich Zeit, das Leben zu genießen, ohne Wecker, Stress und Berufsalltag. Doch wer früher aufhört zu arbeiten, muss genau rechnen. Hinter der vermeintlichen Belohnung verbirgt sich ein System aus Prozenten, Punkten und Jahren, das über Hunderte Euro im Monat entscheiden kann. Es lohnt sich, genauer hinzusehen, bevor man die letzten Arbeitstage zählt.

Wie die Abschläge bei der Rente berechnet werden

Seit 2024 verschiebt sich die Altersgrenze schrittweise. Wer 1959 geboren ist, erreicht die Regelaltersgrenze zwei Monate später als der Jahrgang davor. Für alle ab 1964 gilt: reguläre Rente erst mit 67. Trotzdem zieht es viele früher in den Ruhestand. Und das geht – mit 35 Versicherungsjahren darf man ab 63 aufhören, allerdings mit Abzügen.

Je früher man die Arbeit niederlegt, desto geringer fällt die Auszahlung aus. Die Formel ist einfach: 0,3 Prozent weniger Rente pro Monat, den man vor dem eigentlichen Renteneintritt aufhört. Vier Jahre früher bedeuten also 14,4 Prozent weniger. Klingt harmlos, kann aber jeden Monat spürbar sein.

Ein Beispiel: Wer regulär 1.500 Euro bekäme, muss bei einem Abschlag von 12 Prozent mit rund 180 Euro weniger rechnen – jeden Monat, lebenslang.

Das Eintrittsalter richtet sich klar nach dem Geburtsjahr. Frühere Jahrgänge gingen noch mit 65, heute verschiebt sich das Rentenalter stetig. Die folgende Tabelle zeigt, wie sich der prozentuale Abzug verändert, wenn man mit 63 geht:

Geburtsjahr Reguläres Rentenalter Monate vorgezogen Abzug in %
1947 65 Jahre, 1 Monat 25 Monate 7,5
1948 65 Jahre, 2 Monate 26 Monate 7,8
1950 65 Jahre, 4 Monate 28 Monate 8,4
1955 65 Jahre, 9 Monate 33 Monate 9,9
1958 66 Jahre 36 Monate 10,8
1959 66 Jahre, 2 Monate 38 Monate 11,4
1961 66 Jahre, 6 Monate 42 Monate 12,6
1964 67 Jahre 48 Monate 14,4

(Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund)

Die Rente mit 63 wirkt also verlockend, kostet aber dauerhaft Geld. Wer früh geht, sollte die Abzüge genau kennen und prüfen, ob sich das für den eigenen Lebensstil wirklich lohnt.

Wann sich der frühe Rentenstart lohnt – und wann nicht

Um den Unterschied greifbarer zu machen, hilft ein Blick auf ein konkretes Beispiel.
Zwei Zwillinge, Peter und Ralf, Jahrgang 1961, haben beide 40 Jahre gearbeitet. Regulär könnten sie Anfang 2028 in Rente gehen. Peter entscheidet sich früher – er hört im Sommer 2024 auf. Das kostet ihn 12,6 Prozent seiner monatlichen Rente. Statt 1.573 Euro bekommt er 1.375 Euro.

Ralf arbeitet weiter, zahlt weiter ein, profitiert von Rentenerhöhungen. Mit 75 liegt seine monatliche Zahlung bei 1.710 Euro – rund 335 Euro mehr als die seines Bruders. Der Unterschied summiert sich über die Jahre. Zwar hat Peter beim Start einen Vorsprung – er bezieht schon drei Jahre länger Geld –, doch dieser Vorteil schmilzt, wenn er älter wird. Lebt er über das 79. Lebensjahr hinaus, hätte Ralf ihn längst überholt.

Wer zusätzlich privat vorsorgt oder ein schuldenfreies Haus besitzt, kann sich den Schritt trotzdem leisten. Für viele andere ist die gekürzte Rente zu knapp. Laut Statistischem Bundesamt liegen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für Alleinstehende im Ruhestand bei rund 1.735 Euro pro Monat. Wer weniger bekommt, muss auf Erspartes zurückgreifen – oder sich einschränken.

Die Rente mit 63 ist also keine reine Rechenfrage, sondern auch eine Lebensentscheidung. Sie verlangt Ehrlichkeit mit sich selbst: Wie viel brauche ich wirklich? Wie lange will – und kann – ich arbeiten?

So lassen sich Rentenabschläge ausgleichen

Nicht jeder möchte bis 67 durchhalten. Zum Glück gibt es Wege, um finanzielle Lücken zu verkleinern. Ein zentraler Hebel sind freiwillige Sonderzahlungen. Damit können Versicherte fehlende Monate ausgleichen oder Rentenabschläge abmildern. Ein Rentenpunkt kostet aktuell 8.436,59 Euro. Jeder Punkt erhöht die monatliche Rente um den Rentenwert – derzeit 39,32 Euro.

Das klingt technisch, hat aber klare Wirkung. Wer drei Rentenpunkte zusätzlich kauft, bekommt rund 118 Euro mehr im Monat – lebenslang. Diese Beiträge sind steuerlich absetzbar, was die Belastung deutlich senkt. Auch Angehörige profitieren, denn freiwillige Einzahlungen fließen in die Hinterbliebenenrente ein.

Neben Arbeitsjahren zählen auch Ausbildungszeiten, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und freiwillige Beiträge zu den Versicherungsjahren. Wer 45 Jahre zusammenbekommt, kann sogar früher und ohne Abschläge gehen. Damit wird die Rente mit 63 zum echten Ziel – nur eben nicht für alle sofort erreichbar.

Einkommen pro Jahr Monatliches Gehalt Rentenpunkte 2025
20.000 € 1.666 € 0,3961
30.000 € 2.500 € 0,5941
40.000 € 3.333 € 0,7922
50.000 € 4.166 € 0,9902
60.000 € 5.000 € 1,1883
70.000 € 5.833 € 1,3863
80.000 € 6.666 € 1,5844
90.000 € 7.500 € 1,7824
96.600 € 8.050 € 1,9131

(Berechnungsgrundlage: Durchschnittseinkommen 2025 = 50.493 Euro)

So lässt sich leicht erkennen, wie eng Einkommen, Rentenpunkte und letztlich die Rente miteinander verknüpft sind. Wer mehr verdient oder länger arbeitet, sammelt Punkte – und hat im Alter spürbar mehr finanziellen Spielraum.

Mehr Freiheit oder weniger Geld? Eine Frage der Perspektive

Am Ende ist die Rente mit 63 ein Balanceakt. Sie schenkt Lebenszeit, kostet aber Sicherheit. Für manche ist sie der verdiente Ausstieg aus jahrzehntelanger Arbeit. Für andere ein riskanter Schritt, der die finanzielle Stabilität gefährdet.

Wer seine Entscheidung gut vorbereitet, kann den Übergang gestalten, statt überrascht zu werden. Ein realistischer Finanzplan, ergänzt durch private Vorsorge oder gezielte Einzahlungen, macht den Unterschied.

Die Rente mit 63 bleibt ein Symbol – für Selbstbestimmung, für neue Freiheit, aber auch für die Verantwortung, die eigene Zukunft bewusst zu steuern. Wer sie anstrebt, sollte nicht nur rechnen, sondern wissen, was er will: weniger Jahre im Job oder mehr Geld im Ruhestand.

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